Anmerkung zum Artikelbild oben: derzeit fehlt noch die Asphaltdeckschicht. Diese wird im Frühjahr aufgebracht.

In letzter Zeit kam immer wieder die Frage auf, warum die Straße zur Kohlmühle mit Bordsteinen gebaut wurde und dass das „in Beratzhausen wohl einmalig ist“ und „ob wir denn zu viel Geld haben“.

Gerne gehe ich auf die Hintergründe ein und ich versuche es in meinen einfachen Worten und ohne Fachausdrücke aus dem Tiefbauwesen.

Selbstverständlich ist das nicht die „neue Bauweise“ wie wir Gemeindeverbindungsstraßen bauen. Diese sind weiterhin klassisch mit Banketten beidseitig. Diese Bordsteine werden aber in der Regel dann gebaut, wenn eine Straße direkt am Hang anliegt und kein Bankett und kein Entwässerungsgraben zwischen Straße und Hang gebaut werden kann. Dies ist eine übliche Bauweise, die auch im Marktgebiet schon mehrfach vorhanden ist. Sie können diese hangseitig finden beispielsweise bei der Staatsstraße vom Freibad zum Kreisverkehr, bei der Mühlenstraße von der Bahnbrücke bis Friesenmühle, Friesenmühle bis Beilnstein bis Mausermühle und bis Gleislmühle uvm.

Warum benötigt man diese Bordsteine zur Hangseite?
Es hat verschiedene Gründe warum dies so gebaut wird.

  1. Es kann aufgrund der direkten Hanglage der Straße kein stützendes Bankett aufgebaut werden. Die Asphaltschicht wäre ohne Hochbord nicht richtig „am Hang liegend“, kann „ausfranzen“ und so schnell wieder brüchig werden.
  2. Es soll nach Vorgaben der Naturschutzbehörde der Eingriff und die Wiederherstellung der schützenswerten Hangseite (Magerrasen) möglichst gering ausfallen. Durch den Einbau eines Hochbordes kann der Forderung mit dem gewählten Überstand entsprochen und somit die Höhendifferenz zum Hang-Urgelände besser abgefangen werden.
  3. Die Entwässerung des Hanges:
    Die Bordsteine dienen der Entwässerung. Damit ist ausdrücklich NICHT die Entwässerung der Straße gemeint. Das Regenwasser der Straße läuft wie in jeder Landstraße flächig in die Feuchtwiese ab. Es handelt sich hierbei auf der Straße auch um relativ wenig Wassermengen, denn bei einer Fahrbahnbreite von 3 m kommen nur 3m² „versiegelte Fläche“ pro Laufmeter Straße zusammen (unten in der Grafik blau dargestellt).
    Die Entwässerung dient stattdessen aber dem vom Hang ablaufenden Regenwasser. Da Felsen nicht sickerfähig sind, läuft das Regenwasser nahezu vollständig auf den Straßenkörper zu. Der Kohlmühlhang ist relativ groß, so dass pro Laufmeter Straße das Regenwasser aus ca. 70 – 90m² Hangfläche hinzukommt (grün in der Grafik). Wird diese Menge nicht richtig abgeleitet, kann das entweder zu einer Überspülungen der Straße und Schäden an den Banketten führen oder noch schlimmer: zu einer Unterspülung des Straßenkörpers und damit zu dem gleichen Schadensbild, warum wir die Straße jetzt überhaupt neu bauen müssen: nämlich Löcher, Unebenheiten und Absackungen des Straßenkörpers bis hin zur Unbenutzbarkeit für LKWs und Müllfahrzeuge – wie es am Ende der Fall war.
    Die notwendige Ableitung des Hangwassers erfolgt also über den Bordstein in Sinkkästen und wird dann über eine Drainage unter der Straße in die Feuchtwiese abgeleitet. Somit ist die Straße gegen Unterspülungen oder Überflutungen durch Hangwasser geschützt.

Warum dann kein Entwässerungsgraben zur Hangseite?
Die Bestandsstraße zur Kohlmühle liegt direkt am Hang an. Ein Abrücken vom Hang zur Schaffung eines Grabens war nicht möglich, da seitens der Naturschutzbehörden und des Hochwasserschutzes nur ein „bestandsnaher Ausbau“ erlaubt war (und eigentlich auch aus naturschutzgründen nicht sinnvoll gewesen wäre). Sprich, es war keine Verlegung der Trasse in die Feuchtwiese der Laber möglich. Zudem wäre eine Trassenverlegung um ein Vielfaches teurer gewesen, da ein neuer Unterbau hätte gebaut werden müssen. Im Bestandsausbau ist der Unterbau bereits vorhanden und muss „nur“ verstärkt und neu asphaltiert werden.

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Baukosten mit 80% gefördert werden. Auch deshalb ist es angebracht fachgerecht und vernünftig zu bauen.

Ich hoffe, dass ich etwas zur Aufklärung beitragen konnte.

Matthias Beer
Bürgermeister