Liebe Bürgerinnen und Bürger,

im letzten Mitteilungsblatt konnten Sie lesen, dass der Marktrat einstimmig die „Spät-Nacht-Abschaltung“ der Straßenbeleuchtung beschlossen hat (konkrete Gefahrenstellen ausgenommen). Gemeint ist damit nur der Zeitraum zwischen
0.15 Uhr und 05.00 Uhr nachts.

Das gesamte Gremium hat sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Die Rahmenbedingungen rund um die Energiekrise haben diese Abwägung aber auch abgenommen. Es war schlichtweg keine politische Entscheidung mehr.

Neben der Verhinderung einer Kostenexplosion tun wir auch noch etwas für das Klima und die Insekten.

Die Strahler können beispielsweise für nachtaktive Insekten, (dazu gehören 80 Prozent aller Schmetterlinge), zur Todesfalle werden. Uns ist bewusst, dass das Abschalten unterschiedlich bewertet werden kann. Aber indem wir Strom sparen, tun wir nicht nur etwas für den Geldbeutel, sondern ganz konkret etwas für das Klima und den
Artenschutz. Die Lichtzeitenreduzierung wird in den meisten betroffenen Kommunen ähnlich gehandhabt.

Ich möchte die Gelegenheit aber auch nutzen um Ihnen einen Energiebericht der Marktgemeinde darzulegen.

 

Strommarkt

Was auf dem Strommarkt derzeit passiert, liegt weit jenseits jeder Normalität. Die bayerischen Gemeinden (mit ablaufenden Stromtarifen) schließen sich jährlich über den Gemeindetag zusammen, um den Strombedarf gemeinsam auszuschreiben. Für den Zeitraum 2023-2025 war dies auch in Beratzhausen fällig.

Im Ergebnis zeigte sich, dass für nur drei (!) Abnahmestellen (Straßenbeleuchtung, Schule, Kläranlage) ein Angebot abgegeben wurde. Für weitere 65 Zähler in den gemeindlichen Liegenschaften kamen gar keine Stromlieferverträge zu Stande. Hier sind wir nun aktuell auf „Einzelverhandlungen“ angewiesen, die sich zäh gestalten, weil die meisten Versorger für die benötigten Strommengen kein Angebot abgeben. Eine „Grundversorgung“ gibt es für Großverbraucher wie die Marktgemeinde nicht.

 

Kostensituation Straßenbeleuchtung

Die Klarheit der Situation möchte ich Ihnen am Ausschreibungsergebnis der Straßenbeleuchtung darlegen. Statt bisher 22.200 Euro jährliche Kosten würden ohne Verkürzung der Schaltzeiten 118.800 Euro jährlich anfallen (+435%).
Uns kommt zu Gute, dass der Markt Beratzhausen vor ca. zwei Jahren rund 600 der 1000 Lampenköpfe auf LED umgerüstet hat. Ohne die Umrüstung aus dem Jahr 2020 würden 2023 jährlich ca. 234.000 Euro für die Straßenbeleuchtung anfallen.

Die verbleibenden 400 Köpfe wurden bisher nicht ausgetauscht, da diese bereits vor vielen Jahren auf Energiesparleuchten umgerüstet wurden. Die Amortisationszeit durch den Wechsel von Energiesparlampen auf LED wäre beim damaligen Strompreis bei fast 30 Jahren gelegen. Beim aktuellen Preis stellt sich das anders dar, weshalb wir auf die Markteinführung einer „Retrofit-LED-Birne“ bis Sommer hoffen.

 

Eigene PV Anlagen

Wir haben darüber hinaus seit zwei Jahren mit dem Start unseres Klimaschutzmanagements schon viel mehr getan. So wurden bereits ca. 141 kw/p Photovoltaik auf sieben gemeindlichen Liegenschaften (Feuerwehr, Kinderkrippe, Freibad, Pumpstationen) installiert. Die jährliche Ersparnis durch Eigenverbrauch liegt hier bei über 65.000 kw/h Strom (zzgl. Einnahmen aus der Überschusseinspeisung). Weitere PV Anlagen sind derzeit in der Ausschreibung bzw. Detailplanung (Kläranlage, Finanzverwaltung und Schule mit ca. 115 kw/p).

 

Leuchtmitteltauschaktion

Parallel läuft derzeit eine groß angelegte Lampentauschaktion mit mehreren hundert Leuchtmitteln in Zehentstadel, Bücherei, Schule, Rathaus Kindergarten St. Nikolaus,…. Hier können durch den Wechsel von derzeit Energiesparlampen bzw. Leuchtstoffröhren auf LED ca. 60 – 70% der Lichtenergie einspart werden („Energiefresser“-Leuchtmittel wurden bisher auch schon nicht mehr verwendet).

 

Zielvorgabe an Stromsparen

Wir haben uns als Zielvorgabe gesetzt, den Strombezug aller kommunalen Liegenschaften, ausgehend vom Referenzjahr 2021 um mindestens 20% zu senken. Dies erfordert viel Kraftanstrengung. Wird aber notwendig sein.

 

Mobilität im Marktgebiet

Die Erweiterung des P&R Parkplatzes und die baldige Einführung des Elektrorufbusses sind weitere flankierende Maßnahmen zum Klimaschutz.

 

Nahwärmenetz

Hier laufen derzeit Vorplanungen für zwei Nahwärmenetze im Ortsgebiet. Im Ortsteil Oberdorf soll dies durch einen Investor umgesetzt werden. Im Ortskern sollen die kommunalen Liegenschaften und private Haushalte miteinander verbunden werden. Ich mache keinen Hehl daraus, dass mir die Nahwärmenetzplanung selbst zu langsam geht. Hier würden wir gerne schon viel weiter sein. Aber leider mahlen die Mühlen, auf die wir keinen Einfluss haben, langsam. Wir halten Sie aber weiter auf dem Laufenden.

 

Abwassergebührenkalkulation

Wie Sie vielleicht wissen, handelt es sich bei der Abwasserkalkulation um eine „kostendeckende Einrichtung“. Das bedeutet, dass die Einnahmen aus den Gebühren die Kosten erfassen müssen und keine Bezuschussung oder Abschöpfung aus oder in den Gemeindehaushalt erfolgen kann. Der Kalkulationszeitraum ist normalerweise
4 Jahre. Wir werden aber aufgrund der Energiesituation für das Jahr 2023 ff. eine neue Kalkulation erstellen lassen.

Würden wir das nicht tun, würden wir in drei Jahren vor einem enormen Kostenrückstau zur Umlegung stehen. Dies wollen wir im Interesse der Anschlussnehmer verhindern. Da die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Bundesregierung rund um die Strompreisbremsen noch etwas undurchsichtig ist (sprich ob Kommunen davon profitieren), müssen wir noch auf Konkretisierungen warten.

Ich hoffe mit diesem Energiebericht konnten wir ausreichend über die aktuellen Maßnahmen informieren. Die Situation ist nicht einfach und wird unseren kommunalen Haushalt mit voller Breitseite treffen. Aber sie ist mit ruhiger Hand zu meistern. Daran arbeiten wir.

Ihr Matthias Beer